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Minutenprotokolle

Minutenprotokoll: Wie der Aufstand gegen Hitler missglückte

Minutenprotokoll: Wie der Aufstand gegen Hitler missglückte

Vor 70 Jahren versuchte die deutsche Militäropposition, Hitler zu töten und sein Regime zu stürzen. Aber der Diktator überlebte und der Putsch scheiterte. Minutenprotokoll eines dramatischen Tages.

Am Ende kam es nur noch darauf an, vor der Geschichte den entscheidenden Schritt gewagt zu haben. Die bürgerlich-militärische Opposition um Henning von Tresckow, Claus Graf von Stauffenberg und Ludwig Beck wusste im Sommer 1944, nach dem Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte im Osten, dass auch ein erfolgreicher Tyrannenmord dem Deutschen Reich eine Kapitulation nicht ersparen würde.

Schon vorher hatte es ein halbes Dutzend Anläufe gegeben, den Diktator zu beseitigen. Zuletzt am 15. Juli. Den Verschwörern war bekannt, dass ihr Vorhaben kurz vor der Aufdeckung stand. Also setzten sie alles auf eine Karte. Doch der Staatsstreich scheiterte tragisch.

Berlin-Nikolassee, gegen 6 Uhr

Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg wird von seinem Fahrer an seiner Berliner Wohnung abgeholt. Ziel ist der Flughafen Rangsdorf südlich der Reichshauptstadt.

Rangsdorf, gegen 7 Uhr

Zusammen mit seinem Adjutanten Oberleutnant Werner von Haeften besteigt Stauffenberg das morgendliche Kurierflugzeug zum Führerhauptquartier "Wolfsschanze" im Rastenburger Wald in Ostpreußen.

Paris, bald nach 9 Uhr

Beim Militärbefehlshaber trifft das Schlüsselwort ein, dass erneut das Attentat versucht werden soll.

Rastenburg, bald nach 10 Uhr

Die Kuriermaschine mit Stauffenberg und Haeften an Bord landet sechs Kilometer vom geheimen Standort des Führerhauptquartiers entfernt.

"Wolfsschanze", gegen 10.30 Uhr

Zusammen mit anderen Offizieren frühstücken Stauffenberg und Haeften vor dem Kasino des Führerhauptquartiers.

Berlin, gegen 11 Uhr

Polizeipräsident Wolf Graf Helldorf, NSDAP-Mitglied seit 1930 und trotzdem Mitwisser der Verschwörung, erfährt, dass der Staatsstreich tatsächlich stattfinden soll.

"Wolfsschanze", zur selben Zeit

Stauffenberg geht zu einer Vorbesprechung beim Wehrmachtsführungsstab. Es geht um seinen Vortrag bei Hitler über die vorgesehenen "Sperrdivisionen".

"Wolfsschanze", gegen 11.30 Uhr

Zusammen mit anderen Offizieren geht Stauffenberg zu Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, dem höchsten Soldaten im Führerhauptquartier. Die Besprechung dauert eine dreiviertel Stunde.

"Wolfsschanze", gegen 12 Uhr

Hitlers Kammerdiener Heinz Linge ruft bei Keitel an, um an die Vorverlegung der täglichen Lagebesprechung von 13 auf 12.30 Uhr zu erinnern. Grund ist der für den Nachmittag vorgesehene Besuch von Benito Mussolini.

Berlin-Mitte, kurz nach 12 Uhr

Stadtkommandant Generalleutnant Paul von Hase, ein Mitverschwörer, wird über das bevorstehende Attentat informiert.

"Wolfsschanze", gegen 12.15 Uhr

Keitel und andere Offiziere, darunter Stauffenberg, gehen hinüber in den "Sondersperrkreis A", wo die Lagebesprechung in einer Baracke stattfinden soll.

"Wolfsschanze", kurz vor 12.30 Uhr

Unter dem Vorwand, sein Hemd wechseln zu wollen, zieht sich Stauffenberg mit seinem Adjutanten kurz in einen Nebenraum zurück. Dort machen die beiden eine der beiden mitgebrachten Sprengladungen scharf, werden dann aber gestört. Bis zur Auslösung der Bombe kann es zwischen 14 und 29 Minuten dauern.

"Wolfsschanze", 12.30 Uhr

Hitler erscheint pünktlich zur Lagebesprechung.

Berlin, zur selben Zeit

Paul von Hase fordert Kriminalbeamte an, die sich mit den verschiedenen Reichsministerien auskennen. Gründe werden nicht genannt.

"Wolfsschanze", 12.37 Uhr

Keitel stellt Stauffenberg Hitler vor – dabei ist Stauffenberg bereits zum dritten Mal innerhalb von neun Tagen im Führerhauptquartier.

"Wolfsschanze", kurz vor 12.40 Uhr

Unter einem Vorwand verlässt Stauffenberg die Lagebaracke und trifft sich außerhalb des "Sondersperrkreises A" mit Haeften.

"Wolfsschanze",12.42 Uhr

In der Lagebaracke detoniert die Sprengladung. Stauffenberg zuckt genauso wie alle anderen Augen- und Ohrenzeugen heftig zusammen.

"Wolfsschanze",12.45 Uhr

Stauffenberg und Haeften verlassen trotz einiger Schwierigkeiten wegen des umgehend ausgelösten Alarms das Führerhauptquartier und lassen sich zum Flugplatz von Rastenburg fahren.

Berlin, kurz nach 13 Uhr

Reichspropagandaminister Joseph Goebbels erfährt von dem Attentat im Führerhauptquartier. Details kann er nicht in Erfahrung bringen, denn inzwischen sind die meisten Telefon- und Funkverbindungen zur "Wolfsschanze" unterbrochen.

Rastenburg, 13.15 Uhr

Stauffenberg und Haeften starten mit einer eigens bereitgestellten Maschine nach Berlin.

"Wolfsschanze", zur selben Zeit

Zwei Mitverschwörer informieren ihre Freunde in Berlin, dass Hitler das Attentat leicht verletzt überlebt hat.

"Wolfsschanze", 13.45 Uhr

SS-Chef Heinrich Himmler kommt aus seinem ostpreußischen Hauptquartier "Hochwald" im Führerhauptquartier an.

"Wolfsschanze", gegen 14 Uhr

Der Verdacht richtet sich zum ersten Mal gegen Stauffenberg, der kurz nach dem Attentat überstürzt das Führerhauptquartier verlassen hat.

Paris, gegen 14.30 Uhr

Den Mitverschwörer Oberst Eberhard Finckh erreicht aus Berlin die Bestätigung, dass das Attentat erfolgt sei. Er fährt daraufhin zum Chef des Generalstabs des Oberbefehlshabers West.

"Wolfsschanze", kurz vor 15 Uhr

Die SS überwacht die gesamte Kommunikation des Führerhauptquartiers.

Paris, 15 Uhr

Oberst Finckh meldet seinem Vorgesetzten den Tod Hitlers und die Bildung einer neuen Regierung unter Ludwig Beck und Carl Friedrich Goerdeler.

Berlin, gegen 15.15 Uhr

Generalleutnant Fritz Thiele, der Chef der Wehrmacht-Nachrichtenverbindungen, überbringt die Nachricht, dass es bei einer Explosion im Führerhauptquartier mehrere Tote gegeben habe. Doch noch warten die Mitverschwörer Generaloberst a. D. Erich Hoepner und General Friedrich Olbricht mit der Auslösung des Staatsstreichplans.

Rangsdorf, gegen 15.45 Uhr

Stauffenberg und Haeften landen auf dem Flugplatz. Haeften gibt telefonisch die Nachricht vom angeblichen Tod Hitlers an die Mitverschwörer in der Bendlerstraße durch, der Zentrale des Staatsstreichs.

Berlin, 15.50 Uhr

Oberst Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim, General Olbrichts Stabschef und Stauffenbergs Vertrauter, setzen telefonisch Truppen im Berliner Raum in Marsch.

"Wolfsschanze", gegen 16.00 Uhr

Auf dem kleinen Bahnhof des Führerhauptquartiers trifft der Sonderzug mit Benito Mussolini ein. Hitler begrüßt ihn.

Berlin, gegen 16.10 Uhr

Stauffenbergs direkter Vorgesetzter Generaloberst Friedrich Fromm telefoniert mit Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel in der "Wolfsschanze". Er erfährt vom Attentat, hört aber gleichzeitig mit, dass Hitler nur leicht verletzt sei. Fromm, der ein Mitwisser, aber kein Mitverschwörer ist, befiehlt daraufhin, den Staatsstreichplan nicht einzuleiten.

Berlin, wenig später

Trotz dieser Weisung löst Mertz von Quirnheim die Operation "Walküre" aus. Major Ernst-Otto Remer vom Wachbataillon "Großdeutschland" erhält den Befehl, mit seinen Männern das Regierungsviertel abzuriegeln.

Berlin, gegen 16.20 Uhr

Polizeipräsident Helldorf wird in die Bendlerstraße befohlen.

Berlin, gegen 16.30 Uhr

Endlich treffen Stauffenberg und Haeften in der Bendlerstraße ein. Gegenüber Fromm bekennt sich Stauffenberg als Attentäter und gibt sich gewiss, dass Hitler tot sei. Olbricht teilt mit, dass "Walküre" bereits ausgelöst sei. Als Fromm sich weigert, die Verschwörer zu unterstützen, stellen sie ihn unter Arrest.

Paris, wenig später

Informiert von Stauffenberg, beginnt die Verschwörergruppe beim Militärbefehlshaber in Frankreich die vorbereiteten Maßnahmen umzusetzen. Sender werden besetzt und SS-Einheiten entwaffnet.

Berlin, gegen 16.45 Uhr

Major Remer kehrt zu seinem Bataillon zurück, das umgehend ausrückt.

"Wolfsschanze", gegen 17.00 Uhr

Heinrich Himmler ruft die Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin an und gibt den Befehl, Stauffenberg unauffällig festzunehmen. Der damit Beauftragte SS-Oberführer Humbert Achamer-Pifrader wird aber von den Verschwörern im Bendlerblock festgesetzt.

Paris, gegen 17.30 Uhr

Das Scheitern des Staatsstreichs zeichnet sich ab, weil Hitler überlebt hat. Trotzdem geht die Aktion in Frankreich weiter.

Um Berlin, zur selben Zeit

Die Alarmierung der zuverlässigen Wehrmachtseinheiten ist abgeschlossen, Panzer rollen auf die Reichshauptstadt zu.

"Wolfsschanze", zur selben Zeit

Hitler telefoniert mit Goebbels und weist ihn an, im Rundfunk die Meldung zu bringen, dass ein Attentat auf ihn verübt worden, aber misslungen sei.

Deutschland, ab 17.35 Uhr

Bei mehr als 20 Adressaten trifft nacheinander das Fernschreiben der Verschwörer ein, das von "inneren Unruhen" berichtet und die Machtübernahme der Wehrmacht gegen NSDAP und SS mitteilt.

Berlin, gegen 18 Uhr

Der nicht eingeweihte Generalmajor Otto Herfurth, Chef des Stabes beim Wehrkreiskommando III, genehmigt auf Drängen des Mitverschwörers Major Hans-Ulrich von Oertzen die Alarmierung des gesamten Wehrkreises.

Deutschland, 18.28 Uhr

Über alle Frequenzen verbreitet der Rundfunk die Meldung, auf Hitler sei ein Attentat verübt worden, er habe aber überlebt und werde bald zum deutschen Volk sprechen.

Berlin, gegen 18.30 Uhr

Das Wachbataillon "Großdeutschland" hat das Regierungsviertel befehlsgemäß abgeriegelt.

Berlin, gegen 19 Uhr

Major Remer meldet sich bei Goebbels, der ihn umgehend mit Hitler persönlich verbindet und befiehlt, den Militärputsch sofort niederzuwerfen. Remer wird Hitler persönlich unterstellt.

Paris, zur selben Zeit

In einem Telefonat mit Generaloberst a. D. Ludwig Beck in Berlin bekennt sich der Militärbefehlshaber in Frankreich General der Infanterie Carl-Heinrich von Stülpnagel rückhaltlos zum Staatsstreich und verspricht, den gesamten Sicherheitsdienst und die SS mir ihren Führern in Frankreich festzusetzen

Berlin, gegen 19.15 Uhr

Stauffenberg verfasst ein Fernschreiben: "Das durch Rundfunk bekannt gegebene Kommuniqué trifft nicht zu. Der Führer ist tot."

Paris, gegen 20 Uhr

Beim Militärbefehlshaber trifft ein von Wilhelm Keitel gezeichnetes Fernschreiben ein, das alle Befehle aus der Bendlerstraße für nichtig erklärt.

Paris, zehn Minuten später

Ein Fernschreiben aus der Bendlerstraße trifft ein: "Der Führer ist tot."

"Wolfsschanze", 20.20 Uhr

Ein Fernschreiben Keitels geht an alle Wehrkreise. Nur dem neuen Befehlshaber des Ersatzheeres, Reichsführer SS Heinrich Himmler, dürfe gefolgt werden.

Berlin, gegen 21.30 Uhr

Der erste führende Verschwörer, Generalfeldmarschall a. D. Erwin von Witzleben, erkennt an, dass der Staatsstreich gescheitert ist. Er verlässt die Bendlerstraße und wartet daheim auf seine Festnahme.

Berlin, gegen 22 Uhr

Stauffenberg teilt einem Mitverschwörer in Paris mit, dass in Berlin der Staatsstreich gescheitert sei.

Berlin, gegen 22.30 Uhr

Mehrere Hitler-treue Offiziere starten einen Gegenangriff auf die Räume, in denen die Verschwörer verzweifelt versuchen, den Staatsstreich am laufen zu halten. Stauffenberg, Haeften, Mertz von Quirnheim, Olbrich und Beck werden nach einer Schießerei festgenommen.

"Wolfsschanze", gegen 23 Uhr

Mitverschwörer im Führerhauptquartier werden festgenommen.

Berlin, gegen 23 Uhr

Soldaten besetzen die Bendlerstraße.

Berlin, 23.45 Uhr

Ludwig Beck versucht erfolglos, sich das Leben zu nehmen. Er wird erschossen.

Berlin, bald nach Mitternacht

Stauffenberg, Haeften, Mertz von Quirnheim und Olbricht werden im Hof der Bendlerstraße auf Befehl von Friedrich Fromm standrechtlich exekutiert.

"Wolfsschanze", kurz vor 1 Uhr

Vom Führerhauptquartier aus wendet sich Adolf Hitler an das deutsche Volk und sagt unter anderem: "Eine ganze kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich unvernünftiger, verbrecherisch-dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen (…). Die Bombe, die von dem Obersten Graf von Stauffenberg gelegt wurde, krepierte zwei Meter an meiner rechten Seite (…). Ich selbst bin völlig unverletzt bis auf ganz kleine Hautabschürfungen, Prellungen oder Verbrennungen. Ich fasse das als eine Bestätigung des Auftrages der Vorsehung auf, mein Lebensziel weiter zu verfolgen."

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