Insolvenzverfahren: Prokon versucht, seine Windparks loszuschlagen
Wie steht es um Prokon? Wer wissen will, wie es dem taumelnden Windkraftpark-Betreiber wirklich geht, kann sich in diesen Tagen getrost den Google-Suchergebnissen anvertrauen: Die ersten beiden Treffer weisen zwei Rechtsanwaltskanzleien aus, dann wirbt ein Vergleichsportal mit dem Spruch: "Stromanbieter insolvent? Sie stehen nicht im Dunkeln!"
So weit ist es in der Tat noch nicht, denn Prokon befindet sich in einem vorläufigen Insolvenzverfahren, in dem geklärt wird, ob das Unternehmen sich aus der Zahlungsunfähigkeit wieder herauskämpfen kann oder ob es saniert und gegebenenfalls sogar zerschlagen werden muss.
Etwa eine Milliarde Euro hat der Prokon-Gründer Carsten Rodbertus in den vergangenen Jahren von Anlegern eingesammelt. Als die nun im Dezember und Anfang Januar ihre Anteile aus dem Unternehmen herausgezogen hatten, ging dem Windpark-Betreiber die Puste aus. Der Insolvenz-Verwalter Dietmar Penzlin soll mit einem Team prüfen, wie solide das Unternehmen tatsächlich aufgestellt ist.
Penzlin trat am Donnerstag Nachmittag zusammen mit Rodbertus auf. Die beiden organisierten eine Pressekonferenz, bei der auch viele Mitarbeiter anwesend waren. Anstatt eines Tagungsraums wählte Rodbertus eine ungeheizte Montagehalle von Prokon, wo die Journalisten im Stehen mitschreiben konnten. Umrahmt wurden sie von den riesigen Naben, die die Propeller der Windräder tragen.
Aufbruch sollte das wohl signalisieren, hier geht's weiter, hier rückt kein Abrissbagger an. Im Gegenteil: Am Eingang des Itzehoer Industriegebietes baut Prokon sogar ein neues Vertriebszentrum.
Rodbertus hat der Presse, die ihn in der Vergangenheit mit kritischen Fragen nach staatsanwaltlichen Ermittlungen und mangelnder Transparenz traktiert hat, auch heute nichts Konkretes mitzuteilen. "Ich möchte den Anlegern danken, dass sie uns weiter vertrauen", sagte er eingangs. Und: "Wir werden diese Zäsur mit größtmöglicher Transparenz gestalten."
Prokon habe gegenüber Lieferanten, Geschäftspartnern und Mitarbeitern keinerlei Zahlungsrückstände. Ausschließlich "die gekündigten Genussrechtsinhaber sind unser Problem", sagte Rodbertus. Inzwischen versuche Prokon, Windparks zu verkaufen. Mit zwei von fünf Konkurrenten seien Gespräche geführt worden. "Die Verkaufspreise werden oberhalb der Buchwerte liegen", verspricht der Prokon-Chef. Denn diese Parks gehören zu den stillen Reserven der Firma, deren genauer Wert nie völlig transparent schien.
Über Fehler wolle er nicht sprechen, sagt er einmal, kein Mensch "sei ja ohne Fehler", auch er habe welche gemacht. Donnernder Applaus seiner Mitarbeiter brandet auf. Sie stehen hinter ihm, solidarisieren sich mit dem Firmengründer.
Auf den beiden Lautsprecherboxen klebt in der Mitte je ein "Atomkraft? Nein Danke"-Aufkleber. Hier mischt sich die richtige politische Haltung mit dem unbedingten Willen, etwas ändern zu wollen. Wer gegen Prokon ist, ist für Atomkraft, gegen Energiewende, mehr Kohlekraftwerke: So wirkt der Subtext dieser Botschaft, und der Zopfträger Rodbertus, der ein wenig wie ein alternder Rocker aussieht, verkörpert diesen Geist persönlich, der Guru seiner eigenen Firma, bejubelt von seinen Mitarbeitern. Ein Windkraft-Bhagwan in der Cash-Flaute.
Wie ein Spaßverderber wirkt da Dietmar Penzlin, der vorläufige Insolvenzverwalter. Mit seiner randlosen Brille dem schmalen Peer-Steinbrück-Mund und einer Mimik, die an einen Beerdigungsredner erinnert, führt er das Publikum in die Untiefen des deutschen Insolvenz-Rechts ein.
Die Erfahrung zeige, dass es in den ersten Tagen "zu Verwerfungen und Turbulenzen" kommen könne, hebt er an. Die Fortführung des Kerngeschäfts stehe "außer Frage", so Penzlin. In den nächsten Tagen soll die Liquiditätslage des Unternehmens überprüft werden; in zwei bis drei Monaten liegen ersten Gutachten dazu vor.
Neue Genussscheine könnten in der Insolvenzphase aber nicht gezeichnet werden, sagte Penzlin. Am kommenden Montagvormittag lädt der Insolvenzverwalter zu einer Betriebsversammlung, in der die Mitarbeiter weiter informiert werden sollen. Wie er sich seine persönliche Zukunft vorstellte, gab der Windkraft-Firmenchef auch bekannt: "Ich würde natürlich auch weiter machen."
There has been error in communication with Booktype server. Not sure right now where is the problem.
You should refresh this page.