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Prokons Pleite

Kapitalanlagen: Prokon droht eigenen Anlegern mit Insolvenz

Kapitalanlagen: Prokon droht eigenen Anlegern mit Insolvenz

Der Windkraftkonzern hat einen Alarmbrief an seine Teilhaber gesendet. Wer jetzt sein Kapital zurückfordere, nehme bewusst die Insolvenz in Kauf. Noch im Januar könne das Unternehmen pleite gehen.

Der Ökokonzern Prokon steckt in dramatischen Liquiditätsnöten. Schon in den nächsten Wochen könnte eine Insolvenz bevorstehen. Das offenbarte die Geschäftsführung jetzt in einem Rundschreiben an die 75.000 Anleger, die insgesamt 1,3 Milliarden Euro in den Itzehoer Windkraftproduzenten investiert haben.

In ungewöhnlich klaren Worten fordert Prokon-Chef Carsten Rodbertus seine Teilhaber auf, ihr Kapital nicht aus dem Unternehmen abzuziehen: "Eine Planinsolvenz kann nur verhindert werden, wenn wir für mindestens 95% des Genussrechtskapitals die Zusage erhalten, dass Sie uns Ihr Kapital mindestens bis zum 31.10.2014 nicht entziehen werden und einer Auszahlung, die auch in Raten erfolgen kann, zustimmen, oder wir ausreichend durch Neuzeichnungen unterstützt werden."

Falls doch zu viele Anleger ausstiegen, sei eine Insolvenz noch im Januar möglich: "Sollte es uns gemeinsam mit Ihnen, unseren Anlegern, nicht gelingen, die Liquiditätslage sehr schnell wieder zu stabilisieren, werden wir voraussichtlich Ende Januar gesetzlich gezwungen sein, eine Planinsolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einzuleiten", heißt es in dem Schreiben.

Die Nachricht dürfte Panik bei den Anlegern auslösen, denn Prokon-Anleihen sind sogenannte Genussrechte – eine riskante Anlage des grauen Kapitalmarkts, bei der Anleger an Gewinnen beteiligt werden, aber im schlimmsten Fall auch alles angelegte Geld verlieren können da sie als Gläubiger erst nach den Kreditgebern wie Banken bedient werden. Mitspracherechte haben Sie anders als Aktionäre keine.

Prokon-Anleger sollen Kündigungen widerrufen

Prokon errichtet mit dem Geld der Anleger vor allem Windräder. Auch Biokraftstoffe und Holzprodukte werden hergestellt. Allerdings fehlt bislang ein Beleg dafür, dass mit den Geschäften auch wirklich Geld verdient wird. Eine testierte Konzernbilanz gibt es nicht.

Der Konzern ruft seine Anleger nun auf, mittels eines Online-Formulars eine Entscheidung über die Zukunft ihrer Genussrechte zu treffen. Es gibt die Optionen, sie zu behalten, eine Kündigung zu widerrufen oder sogar noch mehr Geld bei Prokon anzulegen. Daneben steht wenig vertrauenserweckend: "Ich bin mir dabei darüber im Klaren, dass eingezahlte Gelder im Fall der Insolvenz Teil der Insolvenzmasse werden."

Anlegern, die ihr Geld trotz allem pünktlich und zeitnah zurück haben wollen, können auch das ankreuzen. Ihnen wird dort auch die Verantwortung oder zumindest ein schlechtes Gewissen eingeredet. Neben den Kästchen für die Auszahlung steht: "Ich werde meine Genussrechte zeitnah kündigen. Eine Insolvenz von PROKON nehme ich bewusst in Kauf".

Prokon macht andere für eigene Probleme verantwortlich

Dass Prokon andere für die negativen Entwicklung der letzte Monate verantwortlich macht, ist nicht neu. Carsten Rodbertus sieht sich und seine Firma seit längerem als Opfer von Banken, Verbraucherschützern und Medien. Dabei hat das Prokon-Management einiges zur aktuellen Verunsicherung der Anleger beigetragen.

Lange blieb es von Wirtschaftsprüfern testierte Geschäftszahlen – etwa den Jahresabschluss 2012 – schuldig. Dann gab es vor wenigen Tagen plötzlich vorläufige Geschäftszahlen der Gruppe, die allein für 2012 einen Verlust von 171 Millionen nannten, bei einem Umsatz von 410 Millionen Euro.

Zahlen für das Geschäftsjahr 2013 gibt es noch nicht. Ein kürzlich von Prokon veröffentlichte Zukunftsprognose offenbarte, dass das Management erst ab 2016 wieder mit Gewinnen rechnet.

Anlegerschützer warnen schon länger vor Prokon

Dennoch: Regelmäßige Warnungen der Stiftung Warentest oder von Anlegerschutzgemeinschaften, dass Prokon nicht genug Geld einnehme, um die sechs bis acht Prozent Zinsen zu zahlen, kanzelte Prokon als Kampagne ab. Dass die Zinsen zu hoch kalkuliert gewesen sind, dokumentiert Prokon nun selbst überraschend auf seiner Webseite. Dort wird eine Beispielrechnung präsentiert, derzufolge Prokon bei einer durchschnittlichen Verzinsung von 2,9 Prozent keine Verluste gemacht hätte.

Es ist eine späte Erkenntnis, bislang hieß es immer, es gebe "Stille Reserven", der Anleger könne unbesorgt sein. Noch im Dezember veröffentlichte Unternehmenschef Rodbertus eine Prognose mit klarer Botschaft: "Verzinsung und Rückzahlung des Genussrechtskapitals langfristig gesichert." Nun ist alles anders.

Prokon weigert sich seit Monaten, Anfragen der "Welt" zu beantworten. Erst am Mittwoch hatte das Unternehmen zuletzt einen längeren Fragenkatalog ignoriert. Per Telefon war am Sonnabendvormittag niemand der Geschäftsführung zu erreichen.

Wie eng es wird, kann man aber auf der Prokon-Homepage verfolgen. 150 Millionen Euro wollen Anleger derzeit zurück, dank der Appelle der vergangenen Tage haben Anlager Kündigungen in Höhe von etwas mehr als acht Millionen Euro storniert (Stand Freitag 12:45 Uhr). Ob die Drohung mit der Insolvenz Prokon-Anleger umstimmt, werden die nächsten Tage zeigen.

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