Vorwort
Es liest sich noch immer wie eine dieser Geschichten, die zu schön sind um wahr zu sein. In Tschernobyl fliegt ein Atomkraftwerk in die Luft. Und in Hamburg steigt ein junger Mann aus seinem bisherigen Leben aus, zieht aufs Land, stellt Windräder auf einen Acker. Jahre später ist Carsten Rodbertus, der hemdsärmelige Querdenker, der vielleicht erfolgreichste deutsche Unternehmer, der in regenerative Energien macht. Prokon, der Windkonzern aus Itzehoe bei Hamburg, das ist seine Firma, sein Werk. Er hat sie gegründet und groß gemacht. Er hat 75.000 Deutsche davon überzeugt, dass ihr Erspartes bei ihm in den besten Händen ist. Er versprach ihnen bis zu acht Prozent Rendite. So hat er über eine Milliarde Euro eingesammelt.
Inzwischen weiß man, dass diese Geschichte tatsächlich zu schön gewesen ist, um wahr zu sein. Prokon hat im Januar 2014, vor ein paar Monaten also, Insolvenz angemeldet. Warum es so kam, warum es wahrscheinlich so und nicht anders enden musste, das erklärt dieses E-Book.
Die Autoren Lars-Marten Nagel und Marc Neller, Reporter des Investigativteams der WELT-Gruppe, haben über anderthalb Jahre hinweg hartnäckig recherchiert, Bilanzen gewälzt, gesprächsbereite Insider ausfindig gemacht, angeblich geplante Windparks gesucht und Dutzende Interviews geführt – unter anderem mit Carsten Rodbertus. Sie haben nach und nach Dinge enthüllt, die Rodbertus und seine Firma wohl lieber geheim gehalten hätten.
Das erste Ergebnis ihrer Recherchen war ein zweiseitiger Report in der "Welt am Sonntag", erschienen im April 2013. Der Text nimmt mit seinen Enthüllungen vieles von dem vorweg, was in den kommenden Monaten folgen sollte. Die Kollegen anderer Redaktionen haben sich immer wieder auf diese Recherchen gestützt. Denn das Thema war plötzlich keines mehr für die Fachpresse, die über den grauen Kapitalmarkt berichtete. Es war ein Thema für die Massenmedien daraus geworden.
Berlin, Juli 2014
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